Das Bauen in der Rhön steht seit Jahrhunderten unter dem Einfluss verschiedener Herrschaftszentren und derer Bauauffassung und Baumeister. In der Zeit des Barock sind es der fürstbischöfliche Fuldische Hof, die Fränkische Fürstbischöfliche Residenz in Würzburg sowie die Ernestinisch-Hennebergischen Herzogshäuser Sachsen-Weimar-Eisenach sowie Sachsen-Gotha und Coburg, später Sachsen-Meiningen.
Darüber hinaus sind barocke Bauwerke in der Rhön durch bescheidene Zweckmäßigkeit geprägt, was sich teilweise in der Auswahl der Baumaterialien, der Reduzierung der Ausstattung, der Wiederverwendung älterer Bauwerke oder Bauwerksteile sowie einer gewissen Schlichtheit bei der Fassadengestaltung widerspiegelt. Diese Zwänge haben neben der verschiedenen stilistischen und konstruktiven Handschrift der Architekten und den individuellen Wünschen der Bauherren eine außergewöhnliche Vielfalt in einer sehr baufreudigen Epoche hervorgebracht.
Die Propsteianlage Zella zählt zu den herausragenden Bauwerken des Rhöner Barock. Dazu gehören das ehemalige Propsteigebäude, die prunkvolle Propsteikirche, der Ehrenhof, der Marstall und der Klostergarten.
Die Propstei geht auf das Benediktinerinnenkloster Zella zurück, das durch den Grafen Erpho von Neidhartshausen (die Dynasten von Nithardishusen waren wohl eines der ältesten Herrschergeschlechter der Region, erstmal im Jahre 744 erwähnt) auf Betreiben des Bamberger Bischofs Otto des Heiligen und des Würzburger Bischofs Embrico gegründet wurde.
Das Kloster wird von Kaiser Rudolph von Habsburg zur Fürstabtei erhoben.
Das Kloster gehört mit 14 weiteren zur Fürstabtei Fulda und wurde u. a. von drei Äbtissinnen aus dem Geschlecht derer von Buttlar geführt: Agnes (1335), Adelheid (1402) und eine zweite Agnes (1452)
Im Bauernkrieg wird das Kloster zerstört, wieder aufgebaut und schließlich 1550 aufgehoben. Die Propstei übernimmt danach die Verwaltung der Güter und Probst Hermann von Windhausen lässt 1569 eine Mauer um die wieder aufgebauten Gebäude ziehen.
In diesem Jahr brennen die alte Klosterkirche und das Propsteigebäude noch einmal ab.
Das Propsteischloss wird unter dem Fürstabt Adolph von Dalberg (von 1715 bis 1726 Probst von Zella) durch den Architekten der Fürstbischöfe und italienischen Hofbaumeister Andrea Gallasini neu aufgebaut. Gallasini entwirft auch die katholische Propsteikirche Mariä Himmelfahrt, die 1732 vollendet wird.
Mit der Säkularisierung wurde die fuldaische Propstei aufgehoben und zum großherzoglichen Kammergut. Danach war die Propstei Domizil des Domänenpächters, der Pfarre bekam den südwestlichen Seitenflügel, den er bereits vorher bewohnt hatte. Im rechten Teil des Hauptgebäudes war das Justizamt des Amtes Dermbach untergebracht und im Nordwestflügel wohnte der Förster. Zella gehörte nun zum 4. Verwaltungsbezirk Dermbach im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Teile des Gutes werden an die Bewohner von Zella verkauft, das Propsteigebäude verbleibt bis heute im Eigentum der öffentlichen Hand.
Die Gemeinde Zella ist seit der Wende Eigentümerin der Propstei.
Der neue Barockbrunnen im Propsteihof wird gesetzt und der Hof mit Natursteinen neu gepflastert.
Das Gebäude (Dach, Innenräume, Keller, Fassade) wurde zum Großteil saniert und wird regelmäßig für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.
Am 7. September 2005 trafen sich 10 Personen, denen allen der Erhalt und die Sanierung des prächtigen Barockensembles des Ortes Zella/Rhön mit seiner Propstei und der dazugehörigen Barockkirche am Herzen lag.
Und so gründete man einen eingetragenen, gemeinnützigen Verein, dessen Vereinszweck gemäß §2 der Satzung wie folgt formuliert war:
Entwicklung eines schlüssigen Konzeptes für den Erhalt, die weitere Sanierung und den wirtschaftlichen Betrieb der Propstei
Sammlung von finanziellen Mitteln für die Sanierungen
Förderung der Entwicklung der Propstei zu einem Zentrum des Rhöner Barock durch Initiierung verschiedener Aktivitäten wie z. B. Ausstellungen, kulturelle Veranstaltungen und der damit verbundenen Steigerung des Bekanntheitsgrades der Propstei Zella
Von anfänglich 10 Mitgliedern ist unser Förderverein mittlerweile auf 89 angewachsen. Auch Dank der guten Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Gruppierungen aus dem Ort, führt unser Verein jedes Jahr mehrere Veranstaltungen in und um die Propstei durch, wie zum Beispiel die Herbstkulturwochen mit verschieden Angeboten.